Von 3031 auf -85

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Gut erholt und frisch gestärkt verlassen wir die Wohnung von Lucie und Sierra. Herzlichen Dank nochmals für die Gasfreundschaft! Wir sind nun seit langem wieder alleine unterwegs. Die Belgier sind mir ihrem Camper schon in Las Vegas und Leti wandert noch ein paar Tage um Mammoth Lakes durch die Sierra Nevada. Obwohl wir erst um 11 Uhr losfahren, schaffen wir an diesem Tag fast 100 Kilometer. Es geht nämlich mehrheitlich abwärts und die Abfahrten sind traumhaft. Wir können meistens eine Nebenstrasse zum autobahnähnlichen Highway 395 nehmen und die Strassen schlängeln sich schöne Täler herunter. Die Landschaft ändert sich vom Gebirge zur Wüste und es wird mit jedem Höhenmeter wärmer. Zusätzlich bekommen wir jetzt endlich noch den Indian Summer mit seinen orange gefärbten Laubbäumen zu sehen. In Bishop machen wir nur einen kurzen Halt. Tamara kauft sich neue Hosen zum Velofahren weil die alten gerissen sind und wir stärken uns mit Gebäck und Kaffee. Ein bisschen ausserhalb von Big Pine haben wir auf iOverlander eine verlassene Bahnstation namens „Zurich“ gesehen. Das wollen wir uns unbedingt anschauen zum übernachten. Leider ist dann ausser ein paar verrosteten Überresten einer Lokomotive nicht mehr viel übrig und wir müssen uns einen scherbenfreien und unbetonierten Platz fürs Zelt suchen.  Wir müssen uns wohl auch für längere Zeit vom schön weichen Wald- oder Grasboden fürs Zelt verabschieden und von jetzt an mit Stein, Kies oder Sand vorlieb nehmen. Trotzdem verbringen wir eine ruhige Nacht und geniessen die Abend- und Morgenstimmung in der Wüste. 

Schöne Herbstfarben bei Mammoth Lakes
Vom Züri HB ist nicht mehr viel übrig

Am nächsten Tag müssen wir grössten Teil auf der 395 fahren. Der Verkehr hält sich aber in Grenzen und der Seitenstreifen ist breit. Es ist sehr flach und wir kommen so schnell vorwärts, dass wir unterwegs die Mt. Whitney Fish Hatchery und das Manzanar War Relocation Center besichtigen konnten. In der Fish Hatchery wurden über 100 Jahre lang Forellen gezüchtet, um die Seen in der Umgebung zu füllen. Manzanar hingegen hat eine düstere Geschichte, denn es war während des Zweiten Weltkrieges ein Konzentrationslager für Leute mit japanischen Wurzeln. Das dritte Highlight an diesem Tag waren dann die Alabama Hills. In diesen Felsformationen wurden schon viele bekannte Filme gedreht und wir konnten uns ein cooles Plätzchen zum übernachten finden. Auch wenn es jetzt immer früher dunkel wird, bleibt es trotzdem schön warm draussen und wir können die Abendstimmung und den Sternenhimmel geniessen. 

Mt. Whitney Fish Hatchery
Nicht nur Fische leben hier
Japanischer Friedhof bei Manzanar
Nur noch wenige dieser alten Baracken stehen noch
Abendstimmung bei den Alabama Hills
Es gibt unzählige Campingmöglichkeiten hier
Aber ich denke, wir haben den besten Platz erwischt
Trotz des hellen Mondes sieht man einige Sterne

Am Fuss der Alabama Hills in Lone Pine treffen wir am nächsten Morgen Carlos aus Spanien. Er ist in Calgary (Kanada) gestartet und auch Richtung Süden unterwegs. Beim Visitor Center informieren wir uns noch über die Strassen und Versorgungslage im Death Valley bevor wir losfahren. Nun gibt es wirklich nichts mehr und wir finden nur knapp ein Schattenplätzchen hinter einem Kieshügel. Eigentlich ist es aber noch gar nicht so warm und mit dem Wind im Schatten sogar etwas kühl. Nach ein paar kleineren Anstiegen kommen wir schon zum Willkommensschild des Death Valley Nationalparks. Nun geht es etwa 1300 Höhenmeter bergab bis ins Panamint Valley. Die Abfahrt ist landschaftlich traumhaft und wunderschön zu fahren. Bei den Panamint Springs campen wir mit Carlos auf dem Zeltplatz und werden von anderen Gästen mit Bier, Chili con Carne und Feuerholz beschenkt. So lässt sich der Tag wunderbar ausklingen. 

Morgenstimmung bei den Alabama Hills
Ein letzter Blick zurück auf die Sierra Nevada
Und eine rasante Abfahrt später sind wir schon im Death Valley Nationalpark

Eine Woche später als in der Schweiz ist auch hier Zeitumstellung auf die Winterzeit. Da wir uns aber sowieso nach der Sonne richten, verschiebt sich einfach alles um eine Stunde. Wir stehen also um 6 statt 7 Uhr mit dem ersten Tageslicht auf, planen das Mittagessen um 11 statt um 12 und müssen schauen dass wir rechtzeitig ankommen, wenn es schon um 5 statt um 6 Uhr dunkel wird. Das frühe Aufstehen lohnt sich auch wegen der milderen Temperaturen. Heute steht nämlich der Towne Pass mit seinen 1000 steilen Höhenmeter auf dem Programm. Nach knapp drei Stunden sind wir oben Angekommen und werden mit 1500 Höhenmeter Highspeed-Abfahrt ins Death Valley belohnt. Wir sind froh, den Aufstieg am Morgen gemeistert zu haben, denn die Temperaturen erreichen erstmals knapp 30 Grad. So haben wir dann genug für diesen Tag und  verbringen den Nachmittag im Schatten beim Stovepipe Wells Campground. Den Abend verbringen wir mit Petra und Christian aus Deutschland bei einigen Gläschen Wein auf dem Campingplatz. Sie haben auch ihre Jobs aufgegeben und reisen nun durch die Welt.

Morgenstimmung bei den Panamint Springs
Auch die Strasse leidet unter der Hitze
Hier müssen wir runter und auf der anderen Seite wieder hoch
Schönes Abendrot bei Stovepipe Wells

Bis zum Furnace Creek ist es am nächsten Tag nur eine kurze und relativ flache Etappe durch das Herzstück des Death Valleys. Wir schliessen und deshalb Walter, Elaine und Carlos an und machen Morgens eine kurze Wanderung in den Mosaic Canyon. Netterweise werden wir von Walter mit dem Pick-up bis zum Start der Wanderung gefahren. Ansonsten hätten wir uns zweimal überlegt, ob wir eine solchen Wanderung machen. Im Canyon ist es angenehm kühl. Wir bestaunen die Felsformationen und müssen sogar etwas klettern um zum Ende des Canyons zu gelangen. Es hat sich aber auf jeden Fall gelohnt. Zurück auf dem Velo halten wir schon nach einigen Kilometern bei den Mesquite Sanddünen wieder. Nun ist es aber schon ziemlich warm und das Laufen auf dem Sand ist anstrengend. Deshalb verzichten wir auf eine Wanderung und laufen, wie die meisten Autotouristen, nur einige Meter in die Dünen um ein paar Fotos zu schiessen. Mir dem Fahrtwind auf dem Velo ist es dann deutlich angenehmer und wir erreichen bald Furnace Creek. Der Hauptort des Death Valleys wirkt ganz anders als der Rest. Es ist eine richtige Oase mit edlen Hotels, Restaurants, einem Pool und sogar einem Golfplatz. Das wirkt schon sehr surreal mitten in der Wüste wo es im Sommer über 50 Grad hat. Auch der Lebensmittelladen ist entsprechend teuer und wir decken uns nur mit dem Nötigsten ein. Walter und Elaine haben zum Glück einiges an Vorräten in ihrem Wohnwagen und so werden wir von ihnen zum Abendessen eingeladen und können auf die kleine Packung Hotdog-Würstchen für 18 Dollar verzichten. Der Besuch im Visitor Center war auch spannend. Die Ausstellung war sehr interessant aber beim Personal merkt man den US-Government Shutdown der immer noch andauert. Wir sprechen mit einem Volunteer über unseren Plan, den Park über die Badwater Road nach Shoshone zu verlassen. Die Strasse ist wegen eines Murgangs für Autos gesperrt soll aber für Velos und Fussgänger offen sein. Es scheint alles zu klappen bis er bei der Verabschiedung doch noch die Rangerin nebenan kurz fragt und sie uns dann sagt, dass die Strasse nur bis zum Badwater Basin geräumt und anschliessend aber noch verschüttet und für allen Verkehr gesperrt ist. Ob sie wirklich auch für Velos unpassierbar ist werden wir wohl nicht erfahren. So müssen wir also etwas umplanen und wir entscheiden einen Tagesausflug zum Badwater Basin zu machen, nochmals in Furnace Creek zu übernachten und anschliessen den Park auf der Hauptverkehrsachse zu verlassen. Zurück beim Campingplatz verbringen wir einen spannenden Abend mit Walter, Elaine und Carlos. Walter und Elaine sind auch schon viel in Europa, Afrika, Australien und Nordamerika gereist und haben viel zu Erzählen. Sie haben ihren Wohnwagen selber umgebaut, denn er war ursprünglich mit einem Abteil für zwei Personen und einem Abteil für zwei Pferde ausgestattet. Sie haben dann aus dem Pferdeabteil eine Garage für zwei Motorräder und Velos gebaut und reisen so durch die Landschaft. Für uns von Vorteil war die Outdoor-Dusche, die für uns sehr gelegen kam.

Mosaic Canyon
Mesquite Flat Sand Dunes
Einmal Luft anhalten – es geht unter den Meeresspiegel
Eine alte Karawane bei der Harmony Borax Mine. Da sehen unsere Velos gleich klein aus
Ein Alter Zugang zur Mine
Furnace Creek – ein Golfplatz mitten in der Wüste
Auf dem Campingplatz mit Carlos, Walter und Elaine

Für den Ausflug zum Badwater Basin starten wir wieder früh und geniessen die Fahrt im kühlen. Es ist sehr entspannend auf einer Strasse ohne Autos zu fahren wobei wir aber nicht verstehen, weshalb sie überhaupt für Autos geschlossen ist, da alle Spuren der Murgänge komplett beseitigt sind. Uns soll es auf jeden Fall recht sein und wir treffen nur wenige andere Leute mit Velos unterwegs an. Am Badwater Basin, dem tiefsten Punkt Nordamerikas und höchstwahrscheinlich auch unserer Reise sind wir ganz alleine und können uns mit unseren ultralight Campingstühlen im Schatten relaxen. Auf dem Rückweg machen wir dann spontan noch eine Wanderung in den Golden Canyon zur Red Cathedral und bestaunen auch dort die Felsformationen und die karge Landschaft. Zurück in Furnace Creek beschliessen wir nicht mehr auf den Campingplatz des Nationalparks zu gehen, sondern gönnen uns den Camping eines der Hotels. Hier bekommen wir Zugang zu Pool und Duschen, dafür müssen wir das Zelt auf einem etwas weniger schönen Kiesplatz aufstellen. Ein guter Kompromiss, denn die Dusche und der Pool fühlen sich super an und wir bleiben bis zum Sonnenuntergang dort und stellen unser Zelt erst im Dunkeln auf. Es war ein entspannter Abschluss unserer Zeit im Death Valley.

Am Tiefpunkt unserer Reise 😉
Ein riesiger Salzsee
Und ganz wenig Wasser
Die ganze Strasse nur für uns!
Es ist nicht immer einfach, einen Schattenplatz fürs Mittagessen zu finden
Die Red Cathedral im Golden Canyon

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Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Sven Müller

    Super Bricht, geniali landschafte!! Seht dezänt anderscht us dört als uf dr standard-gämpe-rundi.
    LG ind wieschti

    1. Simon

      Dangge! Jo s isch guet mol chli Abwächslig zum Gämpe z’ha. Freu mi aber denn scho au mit dir wieder mol dört ufe strample!

      1. Opru

        Hallo ihr Weltenbummler, ganz toll und interessant sind eure Berichte und Fotos. Wir geniessen es eure Reise zu verfolgen und hoffen, dass alles weiterhin so reibungslos verläuft. Gute weiter Reise und alles Liebi
        Maopru